Gedichte

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Gedichte Verzweiflung O Blitze, zuckt in mich hinein Aus Armut, Zweifel, Sturz und Tod Und steigert wenigstens...
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Author: Kraft, Paul,1896-1922
Format: eBook
Language: German
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Author: Kraft, Paul,1896-1922
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Verzweiflung O Blitze, zuckt in mich hinein Aus Armut, Zweifel, Sturz und Tod Und steigert wenigstens meine Not Zu hherem, wenn auch schwrzerem Sein. Brennt doch hinein in meinen Geist Und reit zerstrend ihn hinab Und schmeit ihn weg zu Schutt und Grab, Wenn innere Not ihn nicht zerbeit. Werft Pulver doch in mich hinein, Schiet meinen Krper doch zusammen, Ergiet euch, hergesehnte Flammen, Vernichtend in mein halbes Sein. Zerbrecht doch meiner Seele Band, Das berm Abgrund sie noch hlt, Da sie, so schlaff und schwach gespannt, Zerrissen in die Tiefe fllt! Trmt doch in meinem Innern auf Ein wirkliches, fabares Weh, Aus Gift und Blut und Falln im Lauf, Aus Dmon, Wste, Nord und Schnee! Doch nicht dies blasse Halbverzagen, Doch nicht dies schale Halbverwehn, Lat lieber mich ein Ganzes tragen An Ha und donnerndem Vergehn! Wirbelt mich durch der Welten Schmach, Schleift mich durch Tier und dumpfes Sein, Und wenn ich nicht an mir zerbrach, Zerbrecht mich doch an anderer Pein! Doch nicht dies dumpfe Nichtvertraun, Kein Blitz, kein Blhen, kein Erhellen, Kein Wald, kein Lachen, keine Quellen, Kein fester Grund, auf dem zu baun. Zerrt mich zerknickt durch Hllenmund, Durch Rauch und Ruten und Spelunken, Da ich zerknittert und zertrunken So tief, o Schmerz, in dich gesunken, An dir erst werde recht gesund! An gewisse Andere Tier im Menschen, Mensch im Tiere, Eingeschnrt in Nacht-Visiere, Ewig Grausein, ewig Schlechtsein, Ewig dumpfes Ungerechtsein, Kraut im Feld und Rauch im All, Schlamm auf Straen, Sturz und Fall, Staub und Asche, Stank im Blut, Niedergang und drrer Mut, Eure Gte noch ist Ha, Hrte ohne Ziel und Ma. Eure Nchte erst sind Tag, Euer Leuchten ist mein Dunkel, Sein Erlschen mein Gefunkel, Wenn ihr schlaft erst bin ich wach. Ekel spritzt vor euch zur Erde, O ihr Tiere! O ihr Herde! Falsch erworbener Strke Ntzer, Ha- und Niedertracht-Verspritzer, Allen Schwachen Tyrannei, Schlgt die Gte ihr entzwei. Herz! O Herz! Du dennoch Sieger, Ob ihr spottet, wenn ich mahne, Ewigdrren Feldes Pflger Als des Lebens schlechtste Krieger, ber Pranger eures Eifers Bsbehaglichen Gegeifers, ber euch und euren Hohn, ber Gott und Gottes Thron Donnern meine Wort-Orkane, Wirbelt meiner Gte Fahne. Lied des mden, abgearbeiteten Grostdters Was habe ich vom Grn des Sommers denn? Von Helle und Spaziergngen an Seen! Wenn Bume sanft und leicht nach vorne wehn, Wenn weie Kinder lachend spielen, wenn Das Goldene auf dem Blau des Himmels liegt. Wie sehn ich mich, das Lichte zu umfassen, Wenn Sonnen-Schein des Morgens auf den Straen Die Welt in neues tiefes Fhlen wiegt. Was habe ich von schneeigen Wintertagen, Wenn Ihr, in Kraft und Frische aufgereckt, Von seltsam-mutigem Gefhl bedeckt, Durch Klte hinmarschiert und Wohlbehagen? Was habe ich von Sichergehn in Grten Und Prken an des Abends weicher Hand? O schmerzliches Vorbeiwehn an begehrten Frauen und Wei und Sternen-Strand. O schmerzliches Vorbei an Tennispltzen Und Neid auf schne Menschen, die da spielen, O schmerzliches Einstrmen von Gefhlen, Die meiner Seele letzten Trost zerfetzen! O Neid auf Reiter, die durch Morgentau Und braunen Sand und wunderbare Khlen Und wunderbare Frische von Gefhlen Hinstrmen wie im Lcheln einer Frau. O Herz! O dunkles Herz! O Durst und Sehnen Nach Tagen, selig hingespielt im Glanz Des Nichtstuns, wilder junger Freuden Tanz Und innigem Genieen alles Schnen. Schweben durch Prke, die dich mild umarmen, Schwimmen durch Seen, die dich sanft umkosen, Schwelgen im blauen Dufte aller warmen Sen, von Purpurschein durchglnzten Rosen. Baden in Mdchen, die so weich und gut sind Und die Geliebte stundenlang betrachten Nicht mehr vergebens irre nach ihr schmachten In Betten, die eiskalt und die voll Blut sind. Und Nchte, die zerbrechen von Gefhlen Und meiner Seele Berge bersausen. O Explosion! O Steigerung! O Brausen Durch Lauben, die mein Denken grn umsplen. Kein Abgespannt sich in die Stadtbahn werfen, Nicht mehr stillsitzen auf den hohen Sthlen, Keine Gehssigkeit, kein Schwarz, kein Whlen Im Schmerze meiner berreizten Nerven. Nur Tage, die in Licht und Hauch versinken, Nur Nchte, die zergehn in Lustgefhlen, Und nur durch Taumel schimmerndes Sich splen Und nur aus Liebe wieder Liebe trinken. An die unbekannte Geliebte An M. S. I. Immer bin ich dir nah, Geliebte, ob ich des Abends Mde mich in gtige Decken wickle Oder am Morgen von hllendem Bett aufstehe, Ob ich, noch halb verschlafen, am Kaffeetisch sitze, Zitternd vor bser Schule marternder Dumpfheit, Ob ich auf Straen gehe, wo Menschen schwirren, Grinsende Worte mich ekeln, gute mir schmeicheln, Oder ob ich vor grausamer Arbeit verzweifle: Immer schwebst du vor mir, besternt und bestrahlt, Himmel am Abend, goldener Widerschein Purpurner Sonnen im Meere, leichtes Gewlk, Duft und Zerflieen, schattiger Wald im Glhen Drckender Wrmen, unendliche Melodie, Aufsteigend, schmetternd, rasend und dann vergehend, Schmeichelnd, peitschend, Seelenatem zerreiend, Lchelnde Blumen auf brennendes Denken streuend. Deine Seele, die in verborgene Tiefen Nur ihr Letztes ausstrahlt, und die ich nicht kenne, Die sich mir nie enthllte, liegt dann ganz oben, Ausgebreitet dem suchenden Blick. Und die Reinheit Glanzvoller Tage blendet mich, da ich erbebe Und Verzckung einatme und seliges Rauschen Aller strahlenden Flsse und schimmernden Meere In mir erklingt und Triumph und funkelnde Glorie Wie Raketen zu brennenden Hhen steigen Und die Schwrze zerfliegt und himmlische Fahnen Wehen, Fanfaren donnern und singende Engel Leuchtend vom Himmel zur Erde herniedertanzen. II. Immer schpf ich, Geliebte, aus goldenem Brunnen Worte (Worte nur!), die dein durchschienenes Antlitz Auf das weie Papier abspiegeln sollen und zeugen Von seinen purpurnen Frchten und ewigen Sonnen. Wenn ich den Hauch meines Mundes einatme, entsteigt ihm Dein berauschender Duft. Die Se des Apfels, der Birne Birgt deine Se und durchfliet mich in tiefer, Seliger, dunkler, geheimnisvoller Verwandlung. Und ich fhle die werdende, strmende Weihe Heiligen Abendmahls, wenn ich in der Wrze des Brotes Wahrhaft deinen Leib fhle und deine Glieder Und bis in innerste, glhendste Tiefen erschaure. III. O Gefhle, bedrckende und aufreiende Gefhle: da ich, ungekannt, ungeliebt von dir, Altar dir auf Altar errichte wie einer Gttin, Lichter um dich entznde und schwebende Sterne. Wo bist du jetzt? Wo fliegen deine Gedanken? In leichten Lften? In dumpfer Niederung? Im Atem steigenden Lebens oder in Dnsten Sinkender Schwche und zerfallener Krankheit? Schlfst du schon, eingehllt in Decken und Kissen, Ruhig, wunschlos? Oder sehnst du den Leib Brnstigen Zuckens nach der starken Umarmung Schauernder Wollust und hinstrmender Triebe? Was soll dies alles? Wei ich das eine doch nur: Da ich hier sitze und schreibe und an dich denke Und du mir fern bist und ob du nun weinst oder lachst, Klar oder verworren in dir bist, nicht an mich denkst. IV. Du bist die Hhe und ich bin die Tiefe, Ich fhle mich so klein und verdorben neben dir! Und wenn uns der Gott der Sterne selber zusammenriefe, Ich fhlte mich immer noch weit entfernt von dir! Geliebte! ich fhle dich in mir die Tage und Nchte, Du badest in mir und breitest dich in mir aus. Du rinnst ber meinen Leib und bist das Haus, In dem ich wohne, und bist der Schlaf meiner ruhigen Nchte. Du bist bei mir, wenn ich Gutes esse und trinke, Du zerteilst meinen Krper und schwimmst aus mir pltzlich hervor! Und stehst vor mir und lachst und sprichst taumelnde Worte und ich versinke In deinem Duft und fliege dann brennend empor. Du stehst vor mir und ich fasse dich und strze in dich hinein Und fhle ein so ganz, ganz unnennbares Entzcken Und fhle: jetzt kannst du sie alle beglcken! Und fhle: jetzt kannst du Wein und goldener Becher sein! V. Es gengt mir ja, einen deiner Blicke zu fangen, Um glcklich zu sein, Einmal in deinen blonden Wimpern und Haaren zu hangen Selig allein. Einmal in deinem Zimmer vor dir zu beten, Geliebte! Und zu wissen, da du meine Augen fhlst, die bla und zertreten Vor dir niederfallen, Geliebte! Was du dabei denkst, ist ja so unendlich egal. Nur das Wissen, Da du meine Blicke auf dir brennen fhlst wie Flamme und Strahl, Wrmt mich wie Decken und Kissen. Es gengt mir ja, dich einmal durchs Zimmer gehen zu sehn, Geliebte! Einmal eine Viertelstunde auf der Strae hinter dir zu gehn, Einmal meine Blicke wie Winde um dich zu wehn, O Geliebte! VI. Geliebte! Flsterndes Wiegenlied! Jede deiner Wehenden Bewegungen ist das strahlende Feuer von erhabenen Bibeln, Ist Glorie und Wunder wie einst die Bilder in Kinderfibeln, Ist Hhe und Zuflucht und Inbrunst. Jeder meiner Blicke rieselt zerbebt und zerfleht an dir empor. Alles an dir ist Se und streichelnde Welle. Dein Lachen! Deine ironischen Verbeugungen! O, erfrischende Quelle Im Walde nach langem Marsche! O Lieder und jubelnder Chor! Siegesparadiese umduften mich! Atem gerinnt! O Geliebte! O segnendes Schicksal! O Haar! O Kleid! (O wr ich dies Kleid!) O Gesang! O Seligkeit! Dein Gesicht (O beschwingtestes Eigenschaftswort, das mir jetzt fehlt, komme und hauche dich in mein Ohr) Dein Gesicht legt sich auf mich wie sanfter Sommerwind! Deine Stimme steigt unendlich in strmendem Goldklang und singender Se empor. Jede deiner Bewegungen ist ein Schritt tiefer in mein Herz, In die verzehrende Sehnsucht meiner zitternden Qual. Bei jedem deiner Schritte (der nherkommt) flattert meine Seele wolkenwrts, Bei jedem deiner Schritte (der sich entfernt) sinkt sie (ein angeschossener Vogel) hinab ins Tal! VII. Dein Atem umschlingt die Nchte und Sommer und Blumen Und sprht ihren wrmenden Hauch verst noch auf mich zurck. Sprht ihn in mein verlangendes Lustgespanntes Gesicht. Dein Auge spiegelt die Tropen und Sonnen und Quellen Und wirft Erfrischung und taumelnde Urwaldpracht Und Glanz und gesunde Klte In meine sehnschtigen Augen. Deine Schritte stoen an Regen und Donner und Berge Und schtten durchkhlte Luft und Glorie und Gipfel Vor meinen in Glck erzitternden Wonnedurchwehten Krper. Und wenn ich nie unter deinem Atem zerschmolz, Sprte ich doch seine Flgel und zwingende Kraft, Seinen Duft wie im Blhn die Akazien Und Rauschen wie Sternenseide. Und wenn ich nie das Geschenk deiner Rede empfing, Nie Erzklang und Inbrunst, von heiligen Chren geformt In meine trunken geffnete Aufgerissene Seele fiel: Sprang doch schon tausendfach Gold und Fanfare auf mich Aus deiner Stimme hinreiender Glocken-Macht, Sprach doch schon meine gesteigerte Seele im Traum Lichterdurchtaumelt schimmernde Worte mit dir. Vor der Wohnung der Geliebten Ich kam in die Strae voll dumpfen und engen Geruches, Mit niederen Husern und schmalem und dunklem Fuweg Wo an der Ecke das Haus steht, in dem die Geliebte Wohnt. Und es erhebt sich nicht ber die Nachbarn Und strmt nicht in Wonne ber die andern hinaus? O unbegreifliches Wunder! O trostloses Schicksal! O Unsinn des Lebens! Und wchst nicht in Glorie und Se Aufgereckten Bewutseins und brennenden Stolzes Zum Himmel und rhrt nicht die Sterne mit seinem Dach? Und ich sehe die Mauern, die grau sind vom Schmutze der Zeiten Und wei (o zerreiende Schauer!), da sie umschlieen Den lachenden Flu deines Leibes und die erhabene Musik deiner Seele und das beschwingte Gold deiner Stimme. Sonne umstrahlt mich und unsagbare Seligkeit, Wonnestrme umrauschen mich und ich sinke Auf die Schwelle und ksse die Steine und fhle Das Holz der Treppe, das deine Fe berhrten. Und greife die Klinke der Tre, die deine Hnde Umklammerten und fhle, wie die Gerche Deines gebadeten Leibes und deines durchglnzten Haares ber mich flieen und meine Gefhle besternen. Geliebte! Gef aller Gnade! Antrieb zum glhendsten Denken! Wandelnde Anmut! Gewhrerin! Schenkendes Leben! Ewig blhender Baum im Wechsel der seligen Jahre! Sestes Schicksal im Dunkel zerstrenden Daseins! ... Ich ging berauscht und betubt vom Dufte der Stunden, Und entschwindenden Blicks noch umfat ich das gttliche Haus. Und sank in Betten, in denen Weiche und Gte Die gedrckten Gefhle des engen Lebens ersticken. Lied im Bett O, abends im Bette liegen, wo alles Dumpfe, Von des Tages eifernden Kmpfen Beschwerte, Alle Klte und Dunkelheit von dir sinkt Und die leichte Seele in innigem Gleichklang schwingt. O unter der schtzenden Decken wrmender Gte Liegen, wenn dich angenehme Gedanken erhellen An sanftes Schicksal, an den Gang der Geliebten, Die du mit verzckten Gesngen bestrahltest. Geliebte! Stern zu gutem Schlaf! Erweckerin Zu gesteigertem Leben! O segnender Schutzgeist du! Wenn ich in Schnee verirrt war und Eis, dann warst du Schtzende Htte oben im Dunkel der Berge. Landhaus im Sommer! Wehendes Silberkleid! Glorientanz! Brennendes Amen! Beruhigerin! ... An dieses zu denken und denken, da ich so glcklich Bin und zufrieden und Gold durch die Stunden rinnt. Gebet des Dichters O schlimme Qual des Nichterschaffenknnens, O unfruchtbare Qual des Nichtentbrennens (Das Streichholz knarrt und es entspringt kein Funken), Qual will hinaus und Sonne, Nacht und Tag, Schmerz, Tier und Fahne, Landschaft und Gemach Und alles, was in dich hineingesunken. Du zerrst und zerrst. O allzu festes Tau, An dem du dir die Finger blutig ziehst, O Betaltar, wo du vergebens kniest, O vielgeliebte Frau, Die nur die flchtigen Blicke an mich schenkt Und ihre Tiefen in ihr Herz versenkt. O Qualen, die in Tnen aus mir fliehen Mchten und nur nach innen glhen! O Seligkeiten, die im Wort erglnzen Mchten und nur die Seele krnzen! O se Schauer, die im Laut entschwingen Mchten und nur nach innen singen! ... Gott, lodere du in meinem Wort! Ich rufe dich Mit niegebebtem Schrei! Verschenke dich an mich! Gott, lodere du im Wort! Falle in mich hinein Und steig empor als Flamme, Blut und Schein! Nacht-Lied Abende im Bette zu liegen Unter den Bildern und Sternen Und im Dufte der Fernen Selig sich wiegen. Gleitend in Decken zu fahren Durch goldene Weiten Und in Seligkeiten Durchleuchtet sich baden. Federn und Laken voll Gte, Nacht und Se beschattet. Was im Lichte sich mhte, Ist nun ermattet. (Alles lst sich von dir, Chemie und Mathematik, Des Lehrers dmonischer Blick In dein beglnztes Revier.) Denken an eine Frau, Die nackt und ganz nah an dir lag, An Duft von Weiche und Blau Und Teppichgemach. Lied beim Aufwachen am Morgen Morgendlich angeschmiegt An schmeichelnde Kissen, Wehes, das dich umfliegt, Ist nun zerrissen. Freundlich funkelt noch nach, Was du im Schlafe genossen, Was dich, halbtrumend, halbwach Leuchtend umflossen. Seidenes und khles Gedicht Klingt in dir. Schwebendes, tanzendes Licht Verstrahlt an dir. Glieder werden wie Gold, Sind so dem Leben entbebt. Alles ist nun verzollt, Was du mit Beben gelebt. Glieder lsen sich sanft, Werden gewichtlos und leicht. Liebe, die zu dir sich neigt, Fhrt dich aus Nacht in den Tag. An die entfernte Geliebte Nun flattern Eisenbahnen um mich her Und wirbeln ihren Rauch in mich hinein, Und um mich brandet donnernd Meer an Meer, Und um mich prallt zerbrechend Sein an Sein. Nun fliegen Kurszettel durch meine Trume Und Zahlen schreiten, schwarz emporgereckt Durch nchterner Kontore weite Rume, Von harten, kalten Stimmen aufgeschreckt. Nun taumeln in Kupees von Stadtbahnzgen Der Lichtreklamen Strahlen-Helligkeit Und Nacht und Straen, Menschen, Mond und Lgen Vorbei an meiner mden Traurigkeit. Nun bist du ganz Phantom und ganz schon Geist Und ganz entschwebtes Glck, ungreifbar fern, Und nicht mehr Wille, der zu Sternen weist, Und bist selbst nicht mehr Heimat, nicht mehr Stern. Nun zuckt nur noch in seltnen Augenblicken Erinnern an dein Lcheln, an dein Kleid, An deines Gangs unirdische Heiterkeit Durch mich, ohne mich so nah zu beglcken, Wie frher es das Jauchzen aller Quellen Und aller Tnze hingerissene Lust Und alle Macht von goldenen Wasserfllen Einschwellen lie ins Toben meiner Brust. Nun ist die zuckende Flamme, die mich zwang, Verse zu schreiben voll von deiner Se, Tnend vom leichten Schreiten deiner Fe Und deines Haares sonnigem Gesang, Verlscht und Funken nur aus Asche glhen, Wo sonst ein Feuer lodernd aufwrts schlug, Um ber Unkraut und verdorrten Trug Helle und Seligkeit ins All zu sprhen ... Und doch wei ich, da, wenn dein Blick in Flammen Purpurn nur einmal wieder auf mir brennte, Aufstiege Segen aller Elemente Und strahlend schlge ber mir zusammen. Trennungsschmerz Werner Kraft zugeeignet. O dumpfer Tod der Einsamkeit! O schwere Nacht! O Trnen-Nacht! Verfluchtes Kranken an der Zeit, Die deine Seele umgebracht! O Kopfschmerz, der mich rasend packt, O Hmmer gegen meine Stirn! O Blitze ber mein Gehirn, So pest-durchbellt und grell-durchzackt! O Denken kurz und klein gehackt! Nun fhrt der Freund in Nacht hinaus Und Blhen, Lachen, Helle aus Und gelbes Schwanken in der Welt, Die hhnend mich umklammert hlt. O Seele du, zerbrich mir nicht, O daure ber dumpfe Zeit! La Einsamkeit und Einsamkeit, Da all ihr Ha an dir zerbricht! Schlgst du dich auch am Boden wund, Und wundgekratzt und wundgehaun, Halt klar die Stirn! Pre zu den Mund! Und springe ber Nacht und Graun, Denn manches ist noch aufzubaun, Denn deine Seele ist noch gut In diesem frevelnden Geschlecht, Das hart und seelenlos und schlecht An Staub verwest und Gift im Blut. Und ist es so tief unter dir, So schweb du lachend ber ihm! Ja Mensch, ja Cherubim Gegen Teufel und Tier!! Das neue Erlebnis An R. F. Wenn ich dich liebhabe, was gehts dich an? Philine. O unbegreiflicher Anhauch der Liebe! Ahnung des holden Etwas, das dich Durchglnzte umfngt Und holder auf mich Erzitternden weht. Ahnung des seligen Klanges deiner Stimme! Selig wodurch? O Unbegreiflichkeit! Mischung der frohen Farben deiner Haut Und reizende Zusammenstellung deiner Worte! Weit du, da ich dich liebe, tausendfach Geliebte, Gesteigerte im Traum sehnschtiger Stunden? Kind, das ich bin! O Herz, sei doch zufrieden! Ihr Was und Wie! taucht in den Schlund zurck, Aus dem ein fahler Wirbel euch gebar. Was ist da viel zu fragen und zu denken? Gott warf es in dich, und so ist es gut! Genug, dein Sinn geniet, dein Herz erbebt, Die Seele strzt in Blaues und Smaragdenes, Worte aus ihrem Mund sind s zu hren, Gerche ihres Haares sind mild zu schmecken, Und Atem deines Mundes! Und Augen klar und tief! Und s darin sich spiegeln, Lachen hell Und s verklrend dein Gesicht und s, Nicht minder s, mich zu verklren ... Seele! So jauchze doch dem Leben zu! Seele! Dank deinem Gott! Sehnsucht Einmal nur dich wiedersehn, Dir zu Fen fallen, Meine Blicke um dich wehn, Blondeste von allen! Da dies Zimmer einmal noch Meine Lust umschliee, Seinen Schimmer einmal noch ber mich ergiee, Einmal noch dein goldener Gang Mir vorberschwebe Und mein Herz im berschwang Einmal noch erbebe! Da dein Aug noch einmal nur Gold und Gte sprhe, Einmal hinter deiner Spur Noch mein Schritt erglhe! Rume zwischen uns, vergeht! Wirbelt uns zusammen, Da, was brnstig sie erfleht, Seele mag entflammen! Dein Gesang, der mir nicht tnt, Wird mich mild umrauschen, Da ich, gtig und vershnt, Lauschen kann, nur lauschen. Lcheln, das nicht mir erglht, Wird mich grn umranken, Da mein zitterndes Gemt Danken kann, nur danken. Und dein Blick, der mir nicht gilt, Mich zu Sternen heben, Da mein Herz, von Gott erfllt, Schweben kann, nur schweben! Du nur bist Licht und Luft und Element Mein Herz schlgt desto feuriger nach dir, Je dicker sich die Zeit ballt, die uns trennt, Und bumt sich in der Glut, die es verbrennt, Empor aus dem verpesteten Revier. Was nicht zu dir gehrt, erscheint als Tier. Du nur bist Licht und Luft und Element. Und nur dem Ton gebiet ich, der dich nennt, Und der nur loht und wird zu Kunst in mir. Dein Herz, schon gttlich und Emblem der Gte, Von meinen Strophen grenzenlos entfacht, Ist doch dem Gttlichen nicht so vermhlt, Da mich nicht auch dein Menschliches beseelt Im Wirbel deines Blondes durch die Nacht, Vor dem ich einst in Tau und Trnen kniete. Die Entschwundene. I. An M. S. Dahin! Dahin! Du Leuchter des Altars, Mdchen! auf ewig nun dahingesunken Und ewig Blau des Blicks und Blond des Haars, Darin ich lag, von Duft und Sonne trunken. Ein anderer fate diese zarte Hand, Nicht glcklicher als ich und nicht beneidet, Denn was ist zrtlicher als dieser Brand Und diese sanfte Sehnsucht, welche leidet? Dein Platz ist leer. Wenn ich ihn wiedersehe, Wird Klte aus der Leere auf mich schumen Und Sehnsucht sich nach deiner leichten Nhe In meiner Seele auf zum Gotte bumen In milder Traurigkeit und dieses denken: O dumpfe Qual des ewigen Entferntseins! Es war so schn, dies selige Sich-versenken Und diese Lust entbebtesten Besterntseins ... Doch was ist dies, dem ewigen Glck vergleichbar, Das einst und immer noch mich s durchquillt: Bist du auch meinem Auge unerreichbar, Ist meine Seele doch von dir erfllt. Denn dieses frag ich wieder, immer wieder: Was ist denn Wirklichkeit? Nichts ist sie, nichts!! Vor dem Ertrumten strzt die Seele nieder, Erschttert von der Gre des Gesichts. Denn dies frag ich: Was wren Worte, Stze, Und wenn sie tausendstrahlig mich besplen, Was gegen dieses ungeheure Fhlen, Mit dem ich meine Seele jetzt benetze? Da ich dich sah, wurdest du riesengro Und wuchsest blau im Feuer meiner Strophen Und warfst dich, angefacht und grenzenlos, Blonde! Flamme! in meiner Seele Ofen. Als du entfernt warst, wurdest du Emblem Von Gte, Mitleid, Wollust, Stern und Gold Und wurdest von dem Wolken-Diadem Des Gottes selbst durchrollt Und lieest sthlern mich in dir erhrten, Denn deine Gte, deiner Stimme Grten, Denn deines Gangs befeuernde Gewalt, Denn deine Blondheit ward in mir Gestalt. Und ob ich dich auch niemals wiedersehe, Mein Herz ist leicht und wie noch nie geschwellt, Denn deine goldene, ungeheure Nhe Braust stets in ihm und, wie sie es erhellt, Stellt es in Feuer-Hymnen in die Welt. Da du verloren, bist du erst gewonnen, Auf immer mir entrckt, entrckst du mich, Und meine Sehnsucht kreist wie tausend Sonnen In nie erlebter Strahlen-Kraft um dich. Aufloht dein Haar und Aug und Kleid und Gang, Schlgt brennend in das Blau, wird selbst zum Blau Und lst sich auf in dem Triumph-Gesang Entfachter Strke und geballt im Klang Von Hrte, Locken, Mut und Morgen-Tau. So sei gegrt und fr die Fahrt gesegnet, Mdchen! Fr immer Stern aus meiner Krone, Auf die, in Zrtlichkeit zu seinem Sohne Der Vterliche auf dem Wolken-Throne Feurige Flut der letzten Gte regnet. Die Entschwundene. II. Ich denke manchmal, da das keiner kennt: Dies rasende Geglh aus tausend Tren, Und da dies so gering ist, was uns trennt, Und zu gering fr mich, dich zu verlieren. Ich denke manchmal, da dies nie gefhlt: Wie mich dies Zittern hoch und hher hebt, Und dieses Dumpfe, das mich niederwhlt, Mich pltzlich trgt und sanft mit mir entschwebt. Wie ein Gesicht dies alles in mich wirft, Kein Wort, kein Ku, keine Vereinigung, Nicht Nhe, die geheime Wollust schlrft Und sich entfacht zu ungeheurem Schwung. Nicht, da ihr Kleid mich leise je gestreift, Ich ihre Haut je im Gedrng gesprt Und ihre Hand, die in die Sterne greift, Jemals die meine hat berhrt: Ein Lcheln nur, ein Blick, auf mich gerichtet, (War er auf dich gerichtet? Trumst du nicht?) Ein Auge, aus dem sen Stoff gedichtet, Der aus dem Auge meines Gottes bricht, Beisammensein im gleichen hellen Raume, Wo du mit deinem Blick sie berfielst, Ein ses, liebes Trostes-Wort im Traume, Das du noch immer in dir brennen fhlst: Das war Erleben, das noch nie erlebt, Und war ein Beben, das noch nie gebebt Und war ein Hher-zittern, Hher-schwellen Und war ein Taumeln ber goldene Wellen Und war ein berflieen und Sich-sehnen Und war ein Sttzen und ein Hher-wehn Und war ein Abend-Glck in Lust und Trnen Und war ein Morgen-Gang in Laub und Seen Und ist dies heut in mir wie nie zuvor Und reit mich, schwingt mich wie noch nie empor Und fhrt noch einmal mit mir durch die Lste, Mit denen damals mich mein Dmon kte. Was heit Verlieren? Gibt es ein Verlieren? Entschwinden? Denn wo gibt es ein Entschwinden, Da ja der Brand, den deine Genien schren, Sich dir wohl steigern kann, doch nicht entwinden? Was heit Entferntsein? Gibt es ein Entferntsein? Ist sie denn nicht unendlich in der Nhe, Damit sie dich wie Purpur berwehe Und deiner Himmel nchtliches Besterntsein? Ein Ruck, und die Gedanken sind beisammen, In die du ihre Blondheit hast geballt Und wie noch nie in solchen sen Flammen Erstrahlt dir ihre adlige Gestalt, Ist da und berschwemmt dich mit Gezitter Und wirft dich tiefer in das Meer der Lust. Der Gott erklirrt aus Wolke und Gewitter, Die Luft vergoldet sich, einstrzt das Gitter Und ber das Gestrzte: Fleisch und Flitter Strmt die erfllte Sehnsucht in die Brust. Ein Sonnenaufgang frbt das Firmament, Da ist ihr Stuhl, und da geht sie entlang, Wiegend, tanzend, in leicht und goldenem Gang, Betaut von Licht und rosenem Gesang, Und sacht in dir den glhenden berschwang, Der selig donnert, da dies keiner kennt. Das ewige Erlebnis An M. S. Wie? Lcheln mir noch einmal Auge und Gang herauf? Strzen in mein Gefild noch einmal Zittern und Licht? Bist du, se Erscheinung, Immer noch lebendig in mir? Monatelang entschwand Blond in Haar und Gestalt, Und in die Dmmerung dumpfer Vergessenheit Glaubte ich es gefallen, Aus der armen Seele verbannt. Aber das leichte Gefhl sonnigen Frhjahrs um mich, Kaum schon Frhjahr, nur erst Sonne in khlerem Wind, Fhrt dich zu mir herauf, Tr wieder, Stuhl und Tisch und Gemach. Aber das gtige Blau dieses erstrahlenden Tags, Ahnung kommenden Glcks beim Spaziergang im Grn, Leichten, feurigen Schritts Und erfllt von freundlichem Licht, Ahnung herzlicher Lust im Gesprch mit dem Freund, Jugendlich-heiteren Spotts, hin zur Sonne gewandt, Die dem lachenden Mut Mtterlich-segnend zum Siege scheint: Ist im tiefsten dir nah, nah deinem neuen Gestirn, Mischt in Morgen und Gold deine Blondheit hinein, Deines gtigen Augs Schwesterliche Sendung fr mich. Denn wem einmal ein Blick klarere Tler erschlo, Einmal das Blau eines Auge ehern den Gott offenbart, Einmal ein schwebender Schritt In dem Chaos die Form gezeigt, Einmal ein seeliger Blick mitten ins Herz hinein Aller Liebe Gesetz ewiglich blogelegt Und einer Stimme Blond Einmal die Flamme entbunden hat: Dem hlt heiliger Bann ewig das Innere fest, Und der Dmon befiehlt ewig das strzende Lied, Und fr ewig durchglhn Stimme und Aug das anbetende Herz. ......Buy Now (To Read More)

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Ebook Number: 41353
Author: Kraft, Paul
Release Date: Nov 12, 2012
Format: eBook
Language: German

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