Junge Pferde! Junge Pferde!

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Junge Pferde! Junge Pferde! FRHJAHR Die ganze Nacht durch kamen Wanderungen Wie auf der Flucht, in sohlenloses...
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Author: Boldt, Paul,1885-1921
Format: eBook
Language: German
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Author: Boldt, Paul,1885-1921
Format: eBook
Language: German

Junge Pferde! Junge Pferde!

FRHJAHR Die ganze Nacht durch kamen Wanderungen Wie auf der Flucht, in sohlenloses Schreiten Vermummt. Am Morgen bargen es die Weiten: Nur Sturm schwimmt durch die dunkelen Waldungen. Als wre allem Licht ein Tor gesprungen, Will es sich in die Aderbume breiten, Darin die Pulse splen, Sfte gleiten Wie Frhjahrstrme durch die Niederungen. Mein gutes Glck, mrzlich dahergetnzelt. Mdchen, gut, da du Weib bist! Diese Stunde Verlangt das. Ksse mich! O unsere Munde Haben noch niemals um ihr Glck scharwenzelt. Du du dein Haar riecht wie der frhe Wind Nach weier Sonne Sonne Sonne Wind. NCHTE BER FINNLAND Die Nadelwlder dunkeln fort im Osten, Und aus den Seen taucht das Nachtgespenst Den gelben Kopf, von Feuerrauch gekrnzt, Den Sterngeruch der neuen Nacht zu kosten. Zu weien Pilzen filzen Fichtenpfosten, Und Ast an Ast in zartem Lichte glnzt, befrorne Linien Filigran umgrenzt, Zieht die Kontur aus reinen, reifen Frosten. Bis auf das alte, runde, schwarze Eis Des Grundes sind die Flsse zugefroren. In Schuttmornen glnzt der glatte Gneis Und in den leuchtenden, polierten Mooren. Die Krhen schreien ewig: Tag und Tat Nebel und Klte fllt wie Sack und Saat. WEICHSEL Ein Thema: Weichsel; blutses Erinnern! Der Strom bei Kulm verwildert in dem Bett. Ein Mdchen, luft mein Segel aufs Parkett Aus Wellen, glnzend, unabsehbar, zinnern. In Obertertia. Julitage flammen, Bis du den Leib in helle Wellen scharrst. Die Otter floh; mein weies Lachen barst Zwischen den Weiden, wo die Strudel schwammen. Russische Fle in den Abend ragend. Die fremden Weiber, die am Feuer sitzen, Bewirten mich: Schnaps und gestohlener Speck. Wir ankern und die Alten bleiben weg. Die Vllerei. Aus grausamen Antlitzen Blitzt unser Blick, ins Weiberlachen schlagend. NCHTIGE SEEFAHRT Die Winde sind von einem Mwen-Dutzend Geschwnzt und schlagen durch die Luft, dumpf, pfeifend. Und hart herrollend, seltsam vorwrtsgreifend, Zerbraust das Meer, der Riffe Rcken putzend. Es klatscht das Segel, patscht das Ruderblatt. Die gleichen Wogen streifen, weichen vorn Und fallen hinten, wo der Mwen Zorn Sie schmht, matt, hingemht, ins glatte Schwad. Dann steift der Wind. Er gibt die Brise doppelt Und schmeit die hellen Wasserhaufen steiler, Wie ein Pikeur die Meute noch gekoppelt Voll Gier loslt; allein der starke Keiler Stockt, steht, stt einmal in die Runde Entblter Zahnreihn und zerfetzt die Hunde. FRIEDRICHSTRASSENDIRNEN Sie liegen immer in den Nebengassen, Wie Fischerschuten gleich und gleich getakelt, Vom Blick befhlt und kennerisch bemakelt, Indes sie sich wie Schwne schwimmen lassen. Im Strom der Menge, auf des Fisches Route. Ein Glatzkopf ugt, ein Rotaug sprt Tortur, Da schiet ein Grnling vor, hngt an der Schnur Und schnellt an Deck einer bemalten Schute, Gespannt von Wollust wie ein Projektil! Die reien sie aus ihm wie Eingeweide, Gleich groben Kchenfrauen ohne viel Von Sentiment. Dann rsten sie schon wieder Den neuen Fang. Sie schnallen sich in Seide Und steigen ernst mit ihrem Lcheln nieder. MITTAGS Jetzt ruht der Tag am Himmel wie ein Krake, Des blasses Maul die Wlder berschwemmt. Laubbume zittern in dem Sonnenhemd, Als ob der Park von hellen Flammen blake. Die schwere Mhle rudert strahlumwellt In glattem Takt, da sie den Abend hebe; Noch hlt der leuchtende Kristall die Schwebe, Der Azur aus dem leichten Lichte fllt. Orangewolken mit zitterndem Bauch, Die nachts den Flchenblitz gebren sollen. Libellen flgeln, Falter, und verschollen Summen die Bienen in dem Bohnenstrauch. In deinen Adern glht des Heliotrops Arom, gekhlt von serem Jasmin, Und durch die Nerven klingen Phantasien, Bizarre Phantasien Flicien Rops. Im Walde schlgt der Keiler durstgeqult Die hellen Zhne in das Holz der Kiefer. Die tote Schonung raucht wie heier Schiefer, In dem der Nacht erstickter Atem schwlt. NACHT FR NACHT Wie helle Raupen kriechen die Chausseen Aus Wldern ber Berge in die Tale. Gestrandet liegen Wolken, gro wie Wale, Still in der Abendrte blanken Seen. Der Tag versiegt. Bis ihn die Frhen speisen, Quillt schwarze Nacht aus allen Himmelsbronnen. Die Sterne scheinen, kleine, ferne Sonnen. Der Teich im Hofe glnzt wie dunkles Eisen. Der Mond steht, wie ein Junge in der Pftze, Hell ber jedem Garten. Und wie Gaze Schimmert der Wald, des Berges blaue Mtze. Aus einer Kleinstadt ragt des Kirchturms Vase Verschnrkelt aus der Giebeldcher Nippes. Schlaf hlt die Menschen fest, steif, wie in Gips. RINDER Verblichnes Grn der Weide deckt Das Wei und Schwarz der Herde. Silhouetten, da und dort gesteckt, Die Kpfe auf der Erde. Die Wiese atmete nicht mehr, Knirrte der Rinder Schlund; Das Julilicht spritzte umher, Die Wolken zogen, und Unten geht ein fleischern Meer Im grnen Klee spazieren. Vom Hund umbellt. Zurck. Carrire, Humpeln von alten Tieren. Im Grase lagert sich das Blken. Dumm scharrt des Stieres Huf. Die Klber jagen an den Pflcken Melkmgde schallen voller Ruf. NORDWIND IM SOMMER Vom Meere duftend fliegt der Wind ins Land. Die dunklen Parke flattern in der Brise. Kleehgel blhen vor dem Duft der Wiese; Der Himmel steht, sich selber unbekannt, Ein weier Fischer in den Roggenmeeren, Wo Taubenflug aufspritzt, ein Wasserstrahl, Wo Wolkenschatten rinnen in das Tal, Fliegende Fische sind die Roggenhren. Der Weiklee schmeit den Junitag zur Seite, Und manchmal fliegen Reiher um den stummen, Fischlosen See, auf dem die Bienen summen, Und nehmen zgernd ihren Flug ins Weite. Ich galoppiere vor dem Sonnenschein, Auf weiem Pferde flatternd, Wind geworden, Und Sonnenfetzen um den Hals, nach Norden. Ich werde mittags an dem Meere sein. DER TURMSTEIGER Er fhlte pltzlich, da es nach ihm griff, Die Erde war es und der Himmel oben, An dem die Dohlen hingen und die Winde hoben Und fhlte, wie es ihn nun auch umpfiff. Ihn schauderte. Er sah das Meer, er sah ein Schiff, Das gelbe Wellen schaukelten und schoben Und sah die Wellen, Wellen Wellen woben An seinem unvollendeten Begriff. Ein Wasserspeier sprang ihn an und bellte. Er zitterte und fate die Fiale, Die knarrend brach; versteinert aber schnellte Ein Teufel Witze auf die Kathedrale; Er hrte hin ein hllisches Finale: Er strzte, fiel! Sein Schrei trieb hoch und gellte. DIE SINTFLUT Die Wolken wachsen aus den Horizonten Und trinken Himmel mit den Regenhlsen. Die Menschen bissen auf den hchsten Felsen In weie Stirnen, die nicht denken konnten, Da Luse aus dem Meer, die See, krochen. Im Abendsturm ertranken lange Pappeln. Sie hrten auf der Nacht die Sterne trappeln, Die in dem All den warmen Erdrauch rochen. Dann schwamm die Sonne in dem glatten Wasser. Das Wasser fiel. Die See faulten ab. Die Erde trug der Meere hellen Schurz. Die Sterne standen, von Begierde blasser, Mit dnnem Atem an des Ostens Kap. Ein Stern sprang nach der Erde, sprang zu kurz. CAPRICCIO Entlaubte Parke liegen treu wie Doggen Hinter den Herrenhusern, um zu wachen. Schneestrme weiden, eine Herde Bachen. Oft sind die Rehe auf dem jungen Roggen. Und eine Wolke droht den Mond zu schnden. Die Nacht hockt auf dem Park, der strker rauscht. Zwei alte Tannen winken, aufgebauscht, Geheimnisvoll mit den harzigen Hnden. Die Toten sitzen in den nassen Nischen. Auf einem Kirchenschlssel blst der eine, Und alle lauschen, berkreuzte Beine, Die Knochenhnde eingeklemmt dazwischen. Am groen, kalten Winterhimmel drohn Vier Wolken, welche Pferdeschdeln gleichen. Der Winde Brut pfeift in den hellen Eichen, Daraus der gelbe Geier Mond geflohn. Der Tod im Garten tritt jetzt aus dem Schatten Der Tannen. Rasch. Das Schneelicht spritzt und glnzt. Der Schrecken flattert breit um das Gespenst, Das seinen Weg nimmt quer durch die Rabatten. Zum Schlo. Dort ruft man: Prosit Neujahr! Prost! Zu zwlfen sind sie, der Apostel Schar, Und mit Champagner taufen sie das Jahr, Umstellt vom Sturm, der auf den Dchern tost. Armleuchter flacken. Dampf von heiem Punsch. Der Hitze Salven krachen vom Kamin. Geruch der Weiber Trimethylamin, Die Buche schwitzen in der groen Brunst. Jetzt stehn sie auf. Das Sthlercken schurrt. Der Tod im Flur ist nicht gewohnt die Speisen. Er hebt den Kopf gegen das kalte Eisen Der Schlsseltlle, schnuppert gierig, knurrt. Kommt jemand? Still. Er hupft unter die Treppe. An einem Frulein zerrt ein Kavalier. Der Tod schleicht hinterher, ein fletschend Tier Aus Mond; das trgt der Dame Schleppe. Sie kommen an die Gruft : Hier sind wir sicher! Ich frchte mich, oh, sind die Bume gro! Der Tod schupst sie kein Schrei, sie quieken blo Und luft hinweg mit heftigem Gekicher. Es dmmert endlich. Mit Blutaugen stiert Der Morgen hin. Im Saal zappelt ein Mrchen. Der Tod whlt in den fetten, welken Prchen, Frit sie wie Trffeln, die ein Schwein aufsprt. IMPRESSION DU SOIR Des Abends schwarze Wolkenvgel flogen Im Osten auf vom Flu der Horizonte. Grten vertropft in Nacht, die, als es sonnte, Wie See grnten und den Wind einsogen. Einsame Pappeln pressen ihre Schreie Angst vor den Strmen in die blonde Stille. Schon saugen schwarze Munde Atem. Schrille Fabrikenpfiffe. Menschen ziehn ins Freie. Ein rotes Mohnfeld mit den schwarzen Kpfen, Ragen die Schlote, einsam, krank und kahl. Die Wolkenvgel, Eiter an den Krpfen, Wie Pelikane flattern sie zum Mahl. Und als die Horizonte Dunkel schpfen, Wirft sich der Blitz heraus, der blanke Aal. BERLIN Die Stimmen der Autos wie Jgersignale Die Tler der Strae bewaldend ziehn. Schsse von Licht. Mit einem Male Brennen die Himmel auf Berlin. Die Spree, ein Antlitz wie der Tag, Das glnzend meerwrts spht nach Rettern, Behlt der wilden Stadt Geschmack, Auf der die Zge krchzend klettern. Die blaue Nacht fliet in der Forst. Sie fhlt, geblendet, da du lebst. Schnellzge steigen aus dem Horst! Der weie Abend, den du webst, Fhlt, blht, verblttert in das All. Ein Menschenhnde-Fangen treibst du Um den verklungnen Erdenball Wie hartes Licht; und also bleibst du. Wer wei, in welche Welten dein Erstarktes Sternenauge schien, Stahlmasterblhte Stadt aus Stein, Der Erde weie Blume, Berlin. DER SCHNELLZUG Es sprang am Walde auf in panischem Schrecke, Die gelben Augen in die Nacht geschlagen. Die Weiche lrmt vom Hammerschlag der Wagen Voll blanken Lrms, indes sie fern schon jagen Im blinden Walde lauert an der Strecke Die Kurve wach. Es schwanken die Verdecke. Wie Schneesturm rennt der D-Zug durch die Ecke, Und tnzelnd wiegen sich die schweren Wagen. Der Nebel liegt, ein Lava, auf den Stdten Und frbt den Herbsttag grn. Auf weiter Reise Wandert der Zug entlang den Kupferdrhten. Der Fhrer fhlt den Schlag der Triebradkreise Hinter dem Sternenkopfe des Kometen, Der zischend hinfllt ber das Geleise. HERBSTGEFHL Der groe, abendrote Sonnenball Rutscht in den Sumpf, des Stromes schwarzen Eiter, Den Nebel leckt. Schon fliet die Schwre breiter, Und trbe Wasser schwimmen in das Tal. Ins finstre Laub der Eichen sinken Vgel, Aasvgel mit den Scharlachflgeldecken, Die ihre Fnge durch die Kronen strecken, Und Schreien, Geierpfiff, fllt von der Hhe. Ach, alle Wolken brocken Dmmerung! Man kann den Schrei des kranken Sees hren Unter der Vgel Schlag und gelbem Sprung. Wie Schu, wie Hussah in den schwarzen Fhren Ist alle Farbe! Von dem Fiebertrunk Glnzen die Augen, die dem Tod gehren. PROSERPINA Einsamer Pluto trage ich im Blute Proserpina, nackend, mit blonden Haaren. Unauslschbar. Ich will mich mit ihr paaren, Die ich in allem hellen Weib vermute. Ich bin von ihren Armen lichtgefleckt Im Rcken! Ihre Knie sind nervs, Die Schenkel wei, fleischstrhnig, ein Erls Des weien Tages, der die Erde deckt. In ihrem Haar bleibt etwas vom Verwehten Des warmen Bluts. Ich liebe den Geruch! Und nur die Zhne haben zuviel Fades Wie Schulmdchen, sooft sie in den Bruch, Den Brunnen ihres Frauenmundes treten, Der meine Brnste trnkt Herden des Hades. DER DENKER Nachmittag wird, und Wetter steigen schwarz Herauf. Des Blitzes Ferse leuchtet im Gewlk. Auf das Gebirge beit voll Grimm Der Donner, und Regen speien aus den Quarz. Den Fu den Felsgesteinen eingestemmt, Die Augen abgewandt, als horche er, So kommt er durch die Schrnde, weglos, quer. Zum weien Urherrn in der Blitze Hemd. Der Abgrund saugt Milliarden Zentner Himmel In sich hinein. Der Weie oben bleckt, Zu dem er steigt. Durch Gletscher grn von Schimmel, Des Riesen Bart, der von den Fhnen leckt. Und schon reit weit der Horizont entzwei, Blank, eben, schwangleich rauscht ins All ein Schrei. NOVEMBERABEND Es weht. Das Abendgold ist eine Fahne, Die von den Winden schon erbeutet wird. Ein etwas Herbst in der Platane, Ein gelles Chrom verweht, verwird. In Wolken gleich verkohlten Stmmen Riecht man die tote Sonne noch; Dann das Einatmen, Drngen, Dmmen Einsamkeiten kommen hoch. VORMORGENS Schneeflocken klettern an den Fensterscheiben, Auf meinem Schreibtisch schlft der Lampenschein, Und hingestreute Bogen, wei und rein, Ich wollte wohl etwas von Versen schreiben. Der Tag ist nah. Die Jalousien schurrn, Die letzten Sterne torkeln von den Posten. Der Tag ist nah, den unbesternten Osten Bevlkern Morgenwinde schon purpurn. Und mich bewachsen Abende, beschatten Die Jahre! O ich dunkle ein. Das Gas singt in den Gassen Litanein, Da meine Augen so sehr frh ermatten. DIE DIRNE Die Zhne standen unbeteiligt, khl Gleich Fischen an den heien Sommertagen. Sie hatte sie in sein Gesicht geschlagen Und trank es trank entschlossen dies Gefhl In sich zu halten, denn sie ward ein wenig Wie frher Mdchen und erlitt Verfhrung; Er aber sprte blo Berhrung, Den Mund wie einen Muskel, mager, sehnig. Und sollte glauben an ihr Offenbaren, Und sah, wie sie dann dastand spiegelnackt Das Falsche, das Frisierte an den Haaren; Und unwillig auf ihren schlechten Akt Schlug er das Licht aus, legte sich zu ihr, Mischend im Blut Entsetzen mit der Gier. DIE LIEBESFRAU Nackt. Ich bin es nicht gewohnt. Du wirst so gro und so wei Geliebte. Glitzernd wie Mond, Wie der Mond im Mai. Du bist zweibrstig, Behaart und muskelblank. So hftenrstig Und tnzerinnenschwank. Gib dich her! Drauen fallen Die Regen. Die Fenster sind leer, Verbergen uns ... allen, allen! Wieviel wiegt dein Haar. Es ist sehr schwer. Wo sind deine Ksse? Meine Kehle ist gegallt Ksse du mich mit deinen Lippen! Frierst du? Du bist so kalt Und tot in deinen hellen Rippen. DAS GESPENST Wie wei der Sommer ist! Wie Menschenlachen, Das alle Tage in der Stadt verschwenden. Huserspaliere wachsen hoch zu Wnden Und Wolkenfelsen, die mich kleiner machen. In tausend Straen liege ich begraben. Ich folge dir stets ohne mich zu wenden. O hielte ich dein Antlitz in den Hnden, Das meine kranke Augen vor sich haben. Ich kte es. Es kte mich im Bette : Versprich, da du mich morgen nicht mehr kennst! Bist du nachts fleischern und ein Taggespenst? Du locktest es ins Netz deiner Sonette. Junger Polyp, dein Mund ist eine Klette. Er wird dich beien, wenn du ihn so nennst. BERLINER ABEND Spukhaftes Wandeln ohne Existenz! Der Asphalt dunkelt und das Gas schmeit sein Licht auf ihn. Aus Asphalt und Licht wird Elfenbein. Die Straen horchen so. Riechen nach Lenz. Autos, eine Herde von Blitzen, schrein Und suchen einander in den Straen. Lichter wie Fahnen, helle Menschenmassen: Die Stadtbahnzge ziehen ein. Und sehr weit blitzt Berlin. Schon hat der Ost, Der weie Wind, in den Zhnen den Frost, Sein funkelnd Maul ber die Stadt gedreht, Darauf die Nacht, ein stummer Vogel, steht. HERBSTPARK Die gelbe Krankheit herrscht. Wie Sufern fllt Das Laub Ahornen aus den roten Schdeln, Und Birken glhn gleich flinken Gassenmdeln Im Arm der Winde auf dem schwarzen Feld. Und wie die Hnde einer Frau, die sinnt Ihrem Gemahl nach und der starken Lust, Ward weie Sonne khl! Du aber mut Der Nchte denken, die im Juni sind. In diesen sternenbunten, sagt man, fror es. Der Park ist so verstrt. Aus beiden Teichen Zittert die Stimme des gefleckten Rohres, Wenn Wellen so vom seichten Sande schleichen. Und Regen droht. In Kutten, stummen Chores, Gehn Wolken um die groen, grnen Eichen. LINDEN Mit Wald gepudert und Laternenschein, Schreiten die Linden und ein paar Platanen Unter den Bumen sind sie Kurtisanen Den Mdchenstrom Kurfrstendamm hinein. Ihr Wldermdchen mit den Laubfrisuren Man mu wohl Wind sein, um euch zu umarmen. Hbsche Dryaden, trumt ihr von den Farmen Am Strom und Wiesen zwischen Weizenfluren? Den Pfeil von Glhlicht in dem grnen Haar, Aha! Ihr seid schon elegant geworden, Jdinnen, die ich liebte, ein Barbar, Im Blut Unwetter und den wilden Norden. Es schien der Mond, verlor sich ohne Rest, Jetzt liegt er da, ein Ei, im Wolkennest. JUNGE PFERDE Wer die blhenden Wiesen kennt Und die hingetragene Herde, Die, das Maul am Winde, rennt: Junge Pferde! Junge Pferde! ber Grben, Grserstoppel Und entlang den Rotdornhecken Weht der Trab der scheuen Koppel, Fchse, Braune, Schimmel, Schecken! Junge Sommermorgen zogen Wei davon, sie wieherten. Wolke warf den Blitz, sie flogen Voll von Angst hin, galoppierten. Selten graue Nstern wittern, Und dann nhern sie und nicken, Ihre Augensterne zittern In den engen Menschenblicken. ERWACHSENE MDCHEN Wer wei seit Fragonard noch, was es heie, Zwei stracke Beine haben in dem Kleide; Roben gefllt von Fleisch, als ob die Seide In jeder Falte mit dem Krper kreie. Aus dem Korsage fahren eure Hften Wie Bgeleisen in den Stoff der Rcke, Darauf wie Bienen auf die Bienenstcke Unsere Blicke kriechen aus den Lften. Ihr jugendlichen Sonnen! Fleischern Licht! Wir haben den Ehrgeiz der Allegorien Und hbschen Dinge im Gedicht. Ich will mit eurer Bettwrme Blumen ziehn! Und einen kleinen Mond aus dem Urin, Der sternenhell aus eurem Blute bricht! DIE SCHLAFENDE ERNA Auf einer Ottomane aus Mohr Liegt sie in Seidenrcken, eine Truhe Voll Nacktheit, und ich denke voll Unruhe An dein Geheimstes schnes Sekretr. Die Frauen tuen Wundervolles in die Seide. Am Knie beginnt es. Ich will es auspellen, Wenn Ksse summen nach hautsen Stellen Im Bett, da wir nicht schlafen knnen beide. Du groes Mdchen, die noch kleinen Brste Schmcken dich mir. Auf den geheimen Schmuck Hast du die linke weie Hand gelegt; Ich dachte: Soll die eine, die sie trgt Die schwarze Blume welken von dem Druck? Und nahm die Hand weg, die ich leise kte. SINNLICHKEIT Unter dem Monde liegt des Parks Skelett. Der Wind schweigt weit. Doch wenn wir Schritte tun, Beschwatzt der Schnee an deinen Stckelschuhn Der winterlichen Sterne Menuett. Und wir entkleiden uns, seufzend vor Lust, Und leuchten auf; du stehst mit hbschen Hften Und hellen Knien im Schnee, dem sehr verblfften, Wie eine schne Buerin robust. Wir wittern und die Tiere imitierend Fliehn wir in den Alleen mit frischen Schrein. Um deine Flanken steigt der Schnee moussierend. Mein Blut ist frhlicher als Feuerschein! So rennen wir exzentrisches Ballett Zum Pavillon hin durch die Tr ins Bett. MEINE JDIN Du junge Jdin, braune Judith, kstliche Frucht der Erkenntnis, weier Bltenfall: Aus Kleidern steigst du nackt, ein All ins All, Mit deinen Brsten, Mythenfrau, du stliche. Steige vom Sockel, Venus, aus zerballter Wsche, Jungweib! Wie Morgensonne blitzt Dein Bauch und in der Schenkel Schatten sitzt Wie Blten saugend, fest, ein schwarzer Falter. Und Schwarzes fllt aus den gelsten Schleifen In den konkaven Nacken, wie Geruch. Und die zu groen, graden Zhne blecken, Als ob sie schon in Mnnerkssen stken. Der Blick hngt glnzend ber dem Versuch, Die Lippen ber das Gebi zu streifen. LIEBESMORGEN Aus dem roten, roten Pfhl Kriecht die Sonne auf die Dielen, Und wir blinzeln nur und schielen Nach uns, voller Lichtgefhl. Wie die Rosa-Pelikane, Einen hellen Fisch umkrallend, Rissen unsere Lippen lallend Ku um Ku vom weien Zahne. Und nun, eingerauscht ins weiche Nachgefhl der starken Ksse, Liegen wir wie junge Flsse Eng umsonnt in einem Teiche. Und wir lcheln gleich Verzckten; Lachen gibt der Garten wieder, Wo die jungen Mdchen Flieder, Volle Fuste Flieder pflckten. MEIN FEBRUARHERZ Als trgen Frauen in den Strauenfedern Das junge Licht wie eine weie Fahne, Gehrten alle Huser reichen Rhedern Und wren Schiffe, schwimmt um die Altane Die blaue Luft! Oh, jetzt in einem Kahne Auf Wassern fahren, sen Morgennebeln Entgegensteuern, gleich dem leisen Schwane Die Wellen teilend mit den schwarzen Hebeln! Geh in die Leipzigerstrae! Geh ins Freie! Schn ist die Wollust! Gott ein guter Junge. Die Dirnen sommern brnstiger als Haie! Ich habe Geld! Ich bin so schn im Schwunge. Sonette aus Sonne kitzeln mir die Zunge! In meiner Kehle sammeln sich die Schreie! ABENDAVENUE Die Strae ist von Klngen berstrahlt, Bewachsen von Phantasmen des Geruches, Und Hften in den Hlsen blauen Tuches, Das aller Schritt zu Reiz zermalmt und mahlt. Die Dirnen kommen, knarrend, Wollustfuder, Und Brgermdchen, die mit Reizen knausern; Jungfrulein die, und andern, die schon mausern, Gleitet ein Scharlachlcheln in den Puder. Teufel! Wir werden wie die Pelikane Wenn diese Mdchen uns mit Blicken fttern, Gierig nach den Konturen und Profilen, Die alle kommen, einzeln, momentane, Und aus den fetten Rcken, aus den Mttern, Bisweilen leise nach uns Jungen schielen. TIERGARTEN Birken und Linden legen am Kanal Unausgeruhtes sanft in seinen Spiegel. Ins Nachtgewlbe rutscht der Mond, ein Igel, Der Sterne jagt und frit den Himmel kahl. Mdchen sind da, und wir sind sehr vergngt. Ich schmeie nach dem dicken Mond mit Steinen; Die Betty kt mich, und er soll nicht scheinen, Weil Bella schweigt und nasermpfend rgt. Die Sommerstdte liegen um den Park. Es wird sehr hbsch! Der Sden wandert ein! Die Sonne wchst! Wie nackte Mnner stark Schreiten die Tage, Frhjahr in den Hften. Die schwarzen Linden kommen berein, Morgen zu grnen in den sen Lften! MDCHENNACHT Der Mond ist warm, die Nacht ein Alkohol, Der rasch erglhend mein Gehirn betrat, Und deine Nacktheit weht wie der Passat Trocknend ins Mark. Du hast ein weies Fleischkleid angezogen. Mich hungert so ich ksse deine Lippen. Ich reie dir die Brste von den Rippen, Wenn du nicht geil bist! Ksse sind Funken, elektrisches Lechzen Kupferner Lippen, und die Krper knacken! Mit einem Sprunge sitzt mein Ku im Nacken Und frit dein Bumen und dein erstes chzen. Und als ich dir die weien Knie und, Dein Herz verlangend, allen Krper kte, Geriet mein Schrpfkopf unter deine Brste; Da drngte sich das Herz an meinen Mund. GUTEN TAG HELLE EVA! Ich wollte mit dir jungem Weibe leben Gern wie der Sturm auf einem hellen Meer, Da deine Hnde sich wie Mwen heben, Wie Strudel leuchten deine Brste sehr. Dein Fleisch ist Schnee, und schneereich bist du wie Russische Winter. Mondrot leuchtet, blond, Dein Haarkorb an des Nackens Horizont Du nackend Weib, du weie Therapie! Lange behielt ich deine Witterung Und jagte hitzig hinter Dirnenrudeln, Lustkrank, von Qual beweht. Doch du bliebst jung. Auf deinen Rippen kreisen weie Strudel; Du bist ein Weib geworden puh fruchtbar, Du blanker Bauch voll Blut und krautigem Haar. FRIEDRICHSTRASSENKROKI 3UHR20 NACHTS Die Friedrichstrae trgt auf Stein Die blassen Gewsser des Lichtes. Die Dirnen umstehn mit Hirschgeweihn Die Circe meines Gesichtes. Ich schaue: Der Trume Phosphor rinnt In zwei, vier Menschenaugen neu. Wie eine Katze springt, gefleckt, der Wind Zwischen des Asphalts Lichterstreu Und trgt den fetten, weien Rauch Im Maul den jungen Winden ins Nest. Er fat die Dirnen an den Bauch Und klemmt die dnnen Rcke fest. Da sind Gesichter, lachen nett, Da alle Zhne blecken mssen; Die Louis zeigen ihr Skelett, Louise lt mich ihres kssen. ANDERE JDIN I Im Norden sind die Ebenen, da steigen Die Strme zitternd in das Meer, Das sie verhllt. Der Wind weht Wogen her. Das Wasser schweigt, und die Sternbilder schweigen. Du stiegst hinab mit deinem weien, leisen Lachen sprudelnd und deiner Brste Schaum. Antworte doch! Bist du noch in dem Raum, Wo meiner Augen Vgel schreien, kreisen? II Der Wind ist in den Eichen, Die sich nach Westen legen Und diesen kleinen, bleichen Himmel zusammenfegen; Ich atme schlecht! Ich zucke So an der Luft! Unttig. Mir ist vom steten Drucke Nicht mehr viel Ich vorrtig. IN DER WELT Ich lasse mein Gesicht auf Sterne fallen, Die wie getroffen auseinander hinken. Die Wlder wandern mondwrts, schwarze Quallen, Ins Blaumeer, daraus meine Blicke winken. Mein Ich ist fort. Es macht die Sternenreise. Das ist nicht Ich, wovon die Kleider scheinen. Die Tage sterben weg, die weien Greise. Ichlose Nerven sind voll Furcht und weinen. ADIEU MDCHENLACHEN! Sie nehmen Abschied, werden nicht vergessen Die Wege, die sie jetzt gehn Du und Ich, Zwei Lcheln nur, mit denen sich Apokalyptische Gesichte messen. O flschte doch mein sicheres Gesicht! Die Furcht luft in die Zukunft und sieht mutig, Da liegst du, abgekt und schenkelblutig: Mein Hirn bellt auf brautnackt im Ampellicht. Die Schmerzen beien in das Hirn hinein. Was martert, mordet nicht mein wilder Freisinn! O meine Mutter, weihndige Greisin, Nimm mich zurck ins Nichtgeborensein! NACH DER NACHT Laternen, die den Regenabend fhren, Haben die Stadt, die glnzende, verraten. Eiweier Eiter tropft im Lichteratem Der Friedrichstrae, wo sich Dirnen rhren. Die Augen kriechen aus den Faltenlidern Und spritzen einen Blick, der dich begiet. Sie lachen sich das Kleid vom Bauch; du siehst Die Brste Krtenbuche in den Miedern. Du flohst, und Vgel sangen fr dich junitags. Der Morgen senkte sich in dein Gesicht. Es schlugen Uhren an, weckten das Licht. Doggengebell des Turmuhrstundenschlags. Du ffnest deinen Mund, der ist lichtzahnig. O Wanderungen im Gestein der Stadt! O Rcheln, Schreie, seelenqulend Rad! Es sprudelt aus der Morgenrte sahnig. Du schweigst. Hinter den dunklen Augen ruht Das Hirn vom Krampf der ttenden Arsene. Du lchelst, blickst und da betritt die Szene Die Sonne, jugendlich, im Wolkenhut. DAS WIEDERSEHEN Wie warnend leuchten schwarze Fensterscheiben. Mystische Telefone knacken, knacken : Dastehst Du nahe mit beweinten Backen, Plastik aus Rauch. Ich drehe angstvoll mein Gesicht zum Nacken Und steige zitternd aus aus euren Husern. Sind das die Huser? Ist die Nacht aus Stein? Ich mache langsam Schritte in Berlin. Kein Mensch. Herabgestrzte Jalousien. Ich habe keinen Wunsch, einer zu sein. MANN UND MENSCHFRAU Der Park beleckt, ein grner Katarakt, Das weie Haus, in dem wir nach uns greifen. Du hast Angstaugen. Um die Fenster streifen Ahorne braun und indianernackt. Sturm hat die Nacht, die Negerin, gepackt. Du wirst doch diese Herzart nicht begreifen. La aus dir trinken, und ich werde reifen. Verdorrte Augen berschwemmt dein Akt. Du kriegst ein Kind. Ich werde einsam sterben In braunen Muskeln und vom Tag gedrrter. Jetzt knnten deine Arme mich entfrben. Orient und Eden machst du gegenwrtig. Wir wandeln nackt durch baumige Hirnrter. Engel dein weier Bauch ist dunkelbrtig. ......Buy Now (To Read More)

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Ebook Number: 40298
Author: Boldt, Paul
Release Date: Jul 22, 2012
Format: eBook
Language: German

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