Ludwig Richter-Büchlein: Mit vielen schönen Holzschnitten des Meisters: von Haus und Hof Weib Kind und Kegel

Ludwig Richter-Büchlein: Mit vielen schönen Holzschnitten des Meisters: von Haus und Hof Weib Kind und Kegel

Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt. Passagen in Antiquaschrift werden im vorliegenden Text kursiv dargestellt. Abhngig von der im jeweiligen Lesegert installierten Schriftart knnen die im Original gesperrt gedruckten Passagen gesperrt, in serifenloser Schrift, oder aber sowohl serifenlos als auch gesperrt erscheinen. Wenn die Erinnerung den Weg in meine Jugend zurckgeht, kehrt sie in einer alten Mhle ein, in der ich meine schnsten Kindertage verlebt habe. Durch den Torbogen sieht man die Scke aufgetrmt im khlen Hausflur liegen, das Wasser strzt und feiner Staub erfllt die Luft. Dort geschah es manchmal, wenn wir Kinder hoch oben auf den Scken spielten, da ein Handwerksbursche in den Torbogen trat und unbekmmert ins Haus hineinrief: Gr Gott, wandernder Mller. Wenn dann der Mller, oder seine Frau, herbeikamen und ihm als Zunftgenossen den blichen Reisenickel gegeben hatten, erzhlte er noch einiges vom Woher und Wohin, und da er sich nun das Saaltal aufwrts bern Wald nach Franken durchschlagen wolle, bis zu den Alpen. Das ist lange her, aber damals erwachte die Wanderlust und Wandersehnsucht in mir, und wenn die ersten blauen Frhlingstage kommen, geht die[S. 6] Erinnerung noch heute freudig und sehnschtig zurck zu der Mhle in der kleinen Stadt und zu dem wandernden Mller, der bern Wald nach Franken wollte, bis zu den Alpen. Die Welt, in der die Mhle stand, war die Welt Ludwig Richters; die Mhle mit ihren winkligen Neben-Husern und Hfen, wo man dem Nachbar in den Kochtopf sehen konnte und wo sich ein behagliches Reich von Hinterhusern auftat, mit Hfen und Hfchen, mit eifrigen Tauben und bunt blhenden Fenstergrtchen, mit Scheunen, wo man das Dreschen hrte, und Hausgrten, die bis zum Stadtgraben gingen; dort drngten im ersten Frhjahr die Schneeglckchen aus dem Rasen und im Herbst warfen die alten, schnen deutschen Rosenbsche ihre Bltter auf die Wege. Und waren die Einfassungen aus Buxbaum auch etwas schadhaft und die Gartenlaube windschief, so erging sich doch Gro und Klein in dem Garten, die Frauen schwatzten an den Nachbarzunen und nirgends in der Welt war es behaglicher. So war die ganze Stadt: am Samstag kamen die Marktweiber in strengen schwarzen Kopftchern von ihren Drfern mit Tragkrben und Butterkbeln aus weigescheuertem Tannenholz auf dem Rcken zum Markt, wo wir Kinder uns in der Sonne zwischen den Krben und Obststnden herumtrieben und die Leute vor den Fleischerbuden standen und rtlichen Landwein zu ihren Bratwrsten tranken; da war gut sein: warme Sonne, leichter blauer Rauch von den Bratrosten, Musik vom Rathausturm, dazu frhlicher Kleinstadtlrm und dazwischen bummelnde Studenten, die sich fr eine Spritzfahrt auf die Bierdrfer talauf, talab verabredeten. ......Buy Now (To Read More)

Product details

Ebook Number: 68375
Author: Blumtritt, Walter
Release Date: Jun 22, 2022
Format: eBook
Language: German
Publisher: Einhorn-Verlag
Publication Date: 1917
Publisher Country: Germany

Contributors

Editor: Blumtritt, Walter, 1878-1957
Illustrator: Richter, Ludwig, 1803-1884