Über den Bildungstrieb

Über den Bildungstrieb

Der vorliegende Text wurde anhand der 1789 erschienenen Buchausgabe so weit wie mglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Die Rechtschreibung weicht teilweise stark von den heutigen Gewohnheiten ab; dennoch wurde die Original-Schreibweise beibehalten, solange der Text dadurch nicht missverstndlich wird. Ich habe seit der Zeit, da ich den ersten Aufsatz ber den Bildungstrieb im Gttingischen Magazin bekannt gemacht, keine Gelegenheit versumt, diesen Gegenstand durch Beobachtungen und Nachdenken weiter zu verfolgen und in helleres Licht zu setzen, glaube auch alles Wichtige gelesen, geprft und benutzt zu haben, was von andern seitdem fr oder wider denselben in Schriften geusert worden, und habe gesucht den Kern aus dem, was ich schon davon bekannt gemacht, und die Resultate meiner fernern zeitherigen Untersuchungen darber, in diesen Blttern zusammen zu fassen: und sie bey diesen wesentlichen Vorzgen auch gleich im Aeusern von den vorigen unreifern Ausgaben gnzlich auszuzeichnen. Gttingen, den 28ten Jan. 1789. Nicht leicht wird eine Frage dieser Art genannt werden knnen, die so allgemein und so zu allen Zeiten die heie Neugierde des Menschen, gereizt haben mu, als eben diese. Denn so abentheuerlich es auch sonst scheint, die Betrachtungen und Reflexionen des ersten Menschenpaars bestimmen zu wollen, so natrlich bleibt doch die Voraussetzung, da dieses uns allen eben durch die Befolgung jenes sesten unwiderstehlichsten Triebes so wichtig gewordne Paar sehr bald erst zum Staunen und dann zum Nachsinnen gekommen seyn mag, wie es allgemach bemerkte, was dieselbe fr eine groe Wirkung eine gleichsam wiederholte Schpfung nach sich ziehe. So gelufig ihm aber gar bald diese Erfahrung werden mute, so sehr demthigt es das menschliche Wissen, da die Urenkel jenes Paars nach so langen Jahr[S. 3]tausenden ber die Erklrung dieser Erfahrung noch so weniges befriedigendes Licht haben verbreiten knnen, ungeachtet dieselbe in der Folge gar bald der allgemeinste Gegenstand fr Untersuchung der nachdenkenden Kpfe geworden zu seyn scheint. Wenigstens betrifft das was noch von Bruchstcken physiologischer Lehren und Meinungen der ltesten Weltweisen und Aerzte[1] bey sptern Schriftstellern aufbewahrt worden, groentheils Untersuchungen ber das Geheimnis der Zeugung: und seitdem vollends ist in der Litterargeschichte der Philosophie und Arzneywissenschaft keine Periode, worin sich nicht immer andre Mnner auf die weitere Verfolgung derselben eingelassen haben sollten. ......Buy Now (To Read More)

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Ebook Number: 61997
Author: Blumenbach, Johann Friedrich
Release Date: May 2, 2020
Format: eBook
Language: German