Der letzte Sommer: Eine Erzählung in Briefen

Der letzte Sommer: Eine Erzählung in Briefen

Lieber Konstantin! Ich habe mein Amt angetreten und will Dir berichten, wie sich mir die Lage darstellt. Da mir gelingen wird, was ich vorhabe, bezweifle ich nicht, es scheint sogar, da die Umstnde gnstiger sind, als man voraussetzen konnte. Meine Persnlichkeit wirkt in der ganzen Familie des Gouverneurs sympathisch, von Argwohn ist keine Rede; dies ist im Grunde natrlich, nur wir Wissende konnten das Gegenteil befrchten. Wenn der Gouverneur Erkundigungen ber mich eingezogen hat, so konnten diese mir nicht schaden; meine Zeugnisse von der Kinderschule an bis zur Universitt sind glnzend, und das einzige, was zu meinem Nachteil sprechen knnte, da ich mich mit meinem Vater berworfen habe, wird dadurch entkrftet, da sein herrschschtiger und verschrobener Charakter allgemein bekannt ist. Ich glaube aber eher, da er es nicht getan hat; der Mann ist so ganz ohne Mitrauen, da es in seiner Lage an Einfalt grenzen wrde, wenn es nicht mehr mit seiner Furchtlosigkeit und seiner unrichtigen Beurteilung der Menschen zusammenhinge. Auerdem scheint meine Anstellung durchaus ein Werk seiner Frau zu sein, die, von Natur ngstlich, seit sie den Drohbrief erhalten hat, nichts andres mehr denkt, als wie sie das Leben ihres Mannes schtzen kann. Mitrauen liegt auch in ihrer Natur nicht; whrend sie in jedem Winkel unmgliche Gefahren wittert, knnte sie dem Mrder einen Lffel Suppe anbieten, wenn es ihr so vorkme, als ob der arme Mann nichts Warmes im Leibe htte. ......Buy Now (To Read More)

Product details

Ebook Number: 55578
Author: Huch, Ricarda
Release Date: Sep 18, 2017
Format: eBook
Language: German