Die moderne Wohnung und ihre Ausstattung

Die moderne Wohnung und ihre Ausstattung

Ein verblhtes Lcheln von Liebenswrdigkeit und lebensfrohem Behagen ist an den Dingen der Biedermeierzeit abzulesen. Zu den hellgelben Kirschholzmbeln, oder nachgedunkelten Mahagonimbeln, zu der unerdenklichen Flle von Formen, Schrnken und Tischen aller Art, Damenschreibtischen und Nhtischen, stummen Aufwrtern und Kommoden, zu den groblumigen Mbelbezgen und den hellen Gardinen, den Blumen am Fenster und den gestickten Glockenzgen, zu all der gefhlsseligen Geburtstagslyrik, welche den Proben des huslichen Kunstfleies von den Schlummerkissen bis zu des Hausvaters Samtkppchen oder Samtpantoffeln, eingewebt war, gehren die Locken an der Schlfe, unter den bebnderten Florentinerhten hervorquellend, die weien duftigen Tllkleider oder schwere Seide in abgetnten sentimentalen Farben, heliotrop, dunkellila, altrosa und schwarz. Schwinds Frauengestalten mag man sich dabei gerne vorstellen. Der sptgeborene Enkel blickt mit einer gewissen affektierten, halb spttischen, halb gnnerhaften berlegenheit, hinter der sich nur allzuoft eine unbefriedigte Sehnsucht verbirgt, auf jene groelterlichen Tage zurck, in denen sich das Brgertum auf seine Art auslebte, und zu jener Einheit der Lebensuerungen gelangte, welche die Bezeichnung Stil verdient. Eine sptere Zeit hat diesen Stil Biedermeier getauft. In diesem Worte verdichtet sich fr uns die Vorstellung einer vollkommen durchgebildeten bodenstndigen Kultur, die in ungebrochener Linie von den gewhnlichen Tages[S. 2]erscheinungen bis zu den Gipfelpunkten, welche die Namen Grillparzer, Schubert, Schwind bezeichnen, emporsteigt. Und ein sonnenhaftes Lcheln umspielt heute alle Lippen, welche dieses Wort nennen. Man war nicht immer so freundlich gesinnt. Die jngst verwichene Zeit, welche dem Kultus der historischen Stile frnte, hat in das Wort Biedermeier jenes Ma von unsglicher Verachtung hineingelegt, welche der Kosmopolit, auch der vermeintliche, fr das Spiebrgertum immer bereit hat. Das Wort war eigentlich nur gemnzt als Bettelpfennig fr alles Lcherliche, Gezierte, Hausbackene, Philisterhafte, das man, wenn man durchaus will, der Schmachtlockenzeit anmerken konnte. Aber die Zeiten haben sich grndlich gendert und der Kosmopolitismus, der in allen Stilepochen lebte und einen wahren Unrat von Geschmacklosigkeit und Widersinnigkeit aufhufte, hat einen grlichen Katzenjammer hinterlassen. Wir suchen heute alle volkstmlichen Kunstlelemente auf, die wurzelhaft sind, sofern sie nicht in den letzten fnfzig Jahren mit Stumpf und Stil ausgerottet wurden. Wir knpfen dort wieder an, um uns durch ihr Vorbild zu strken,[S. 3] damit auch wir zu Formen gelangen, in denen unser Volk und unsere Zeit lebt und die vom gewhnlichsten Alltag bis zu den ergreifendsten uerungen festlicher Weihe nur eine ungebrochene Linie aufweist. ......Buy Now (To Read More)

Product details

Ebook Number: 50221
Author: Lux, Joseph Aug. (Joseph August)
Release Date: Oct 15, 2015
Format: eBook
Language: German