Die Pest zu London

Die Pest zu London

Es war 1664, um den Anfang des September, als ich gesprchsweise von meinen Nachbarn hrte, da die Pest in Holland von neuem ausgebrochen wre. Sie war dort im vorhergehenden Jahre sehr heftig aufgetreten, besonders in Amsterdam und Rotterdam, wohin sie nach einigen aus Italien, nach andern aus der Levante mit Waren, die die trkische Flotte heimgebracht hatte, eingeschleppt worden war. Noch andere behaupteten, sie wre von Kandia oder Zypern gekommen. Nun, woher sie kam, wollte wenig bedeuten, aber darin, da sie wieder nach Holland gekommen war, stimmten alle berein. Damals gab es bei uns noch keine gedruckten Zeitungen, um Gerchte und Neuigkeiten zu verbreiten, die dann durch die Phantasie der Leute weiter ausgeschmckt wurden, wie es nach meiner Erfahrung seither der Brauch geworden ist. Neuigkeiten erfuhr man durch die auswrtigen Korrespondenzen der Kaufleute; sie verbreiteten sich dann auf mndlichem Wege weiter, aber natrlich nicht gleich ber das ganze Land, wie es jetzt der Fall ist. Trotzdem scheint die Regierung ganz[6] genau unterrichtet gewesen zu sein. Sie hielt mehrere Sitzungen ab, um ber die Mittel zu beraten, das Herberkommen der Seuche zu verhindern, aber dies alles wurde ganz heimlich betrieben. Daher geriet das Gercht allmhlich wieder in Vergessenheit, und die Leute hielten dafr, da es sie eigentlich nicht viel anging und hoffentlich gar nicht wahr wre. Bis gegen Ende November oder Anfang Dezember zwei Mnner, angeblich Franzosen, in Longacre oder am obern Ende der Drurylane-Strae an der Pest starben. Die Leute, bei denen sie gewohnt hatten, versuchten es soweit als mglich zu verheimlichen, da aber durch das Geschwtz der Nachbarschaft doch etwas herumgekommen war, erfuhren auch die Staatssekretre davon. Sie lieen es sich angelegen sein, Nachforschungen anzustellen, und schickten, um die genaue Wahrheit zu erfahren, zwei rzte und einen Wundarzt in das betreffende Haus zur Untersuchung. Da durch diese berzeugende Merkmale der Krankheit bei beiden Leichen festgestellt wurden, gaben die rzte ihr Urteil ffentlich ab, da sie an der Pest gestorben waren. Dies ging an den Kirchspielschreiber weiter, der es dem Magistrat behndigte. In dem wchentlichen Sterblichkeitsregister wurde es dann in der blichen Weise abgedruckt: ......Buy Now (To Read More)

Product details

Ebook Number: 65277
Author: Defoe, Daniel
Release Date: May 7, 2021
Format: eBook
Language: German

Contributors

Translator: Steinitzer, Heinrich, 1869-1947